ATC-Klassifikation / ATC-Code
Das Anatomisch-therapeutisch-chemische Klassifikationssystem ist eine Klassifikation für Arzneimittelwirkstoffe, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr veröffentlicht wird. Die Wirkstoffe werden dabei entsprechend ihrer pharmakologischen, therapeutischen und chemischen Eigenschaften in Gruppen eingeteilt. In der Kurzform spricht man auch vom ATC-Code oder der DDD Classification.
Was ist der ATC-Code?
Vereinfacht kann man sich das Ganze als eine Art Überblick vorstellen, der pharmakologische Wirkstoffe nach bestimmten Kriterien sortiert. Den Wirkstoffen ist dabei eine definierte Tagesdosis (defined daily dose, kurz DDD) zugeordnet. Ziel dieses ATC-/DDD-Systems ist es, den Konsum von Arzneimitteln zu überwachen: Das soll die Qualität des Medikamentenkonsums verbessern. Dazu sichert das ATC-/DDD-System für Arzneien einen einheitlichen Bezug zur Angabe von Tagestherapiekosten. Dabei dienen die Tagesdosen als Hilfsgröße, was Vergleiche einfacher macht. Die zuständige WHO-Arbeitsgruppe versucht außerdem, die ATC-Codes und DDDs über einen längeren Zeitraum stabil halten, um so Entwicklungen im Medikamentenkonsum besser untersuchen zu können.
Letztlich ist der ATC-Code also ein wichtiges Instrument zur Überwachung und Erforschung des Arzneimittelverbrauchs, deckt das System dahinter doch die meisten auf dem Markt befindlichen Arzneimittel ab. Die Einstufung einer Substanz in das ATC-/DDD-System ist jedoch keine Anwendungsempfehlung – und impliziert daher auch keine Urteile über die Wirksamkeit oder relative Wirksamkeit von Arzneimitteln und Gruppen von Arzneimitteln.
Auch die festgehaltenen Tagesdosen entsprechen nicht zwingend der empfohlenen, zugelassenen oder im individuellen Fall anzuwendenden Dosierung eines Medikaments. Sie sind stattdessen als eine angenommene mittlere tägliche Erhaltungsdosis für die Hauptindikation eines Wirkstoffes bei Erwachsenen zu verstehen. Die im System hinterlegten DDDs sind nur eine Hilfsgröße, ebenso wie die auf dieser Basis errechneten Tagestherapiekosten.
Was bedeutet der ATC-Code in Deutschland?
Die deutsche Variante enthält einen Zusatz. Diese Version der ATC-Klassifikation mit definierten Tagestherapiedosen wird jährlich im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte herausgegeben. Sie beinhaltet zusätzlich auch pflanzliche Substanzen: zum Beispiel Stomatologika wie Kamillenblüten oder Salbeiblätter. Die gesetzliche Grundlage für diesen Sonderweg bildet das Fünfte Sozialgesetzbuch (SGB V, § 73 Abs. 8).
Grundsätzlich werden nur sehr zurückhaltend Änderungen an Klassifikationen oder DDDs vorgenommen, wenn diese nicht direkt mit Untersuchungen zum Arzneimittelkonsum zusammenhängen. Aus diesem Grund ist das ATC-/DDD-System alleine nicht geeignet, um Entscheidungen über Erstattung, Preisgestaltung und therapeutische Substitution zu treffen.
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