Charge
Bei der Produktion eines Arzneimittels bezeichnet Charge die in einem einheitlichen Herstellungsprozess erzeugte Menge eines bestimmten Arzneimittels. Jede dieser Produktionseinheiten wird umfangreichen Kontrollen unterzogen. In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für die staatliche Chargenprüfung von Allergenen, aus Blutplasma hergestellten Produkten, Immunglobulinen, Impfstoffen und Seren von Spendertieren zuständig.
Was bedeutet die Charge bei Medikamenten?
Paragraf 32 des Arzneimittelgesetzes sieht vor, dass das PEI jede Produktionseinheit freigeben muss, bevor diese in Deutschland verkauft und angewendet werden darf. Dabei werden die eingereichten Herstellungsunterlagen, die Ergebnisse der Qualitätskontrollen und die Prüfmuster kontrolliert. Eine Freigabe erteilt das PEI nur, wenn die in der Zulassung des Arzneimittels festgelegten Kriterien – Qualität, Wirksamkeit, Unbedenklichkeit – positiv bewertet wurden.
Mit diesem nationalen Freigabebescheid können Pharmaunternehmen dann ihr Produkt auf dem Markt anbieten. Patient*innen wiederum finden die jeweilige Chargennummer auf der Verpackung des Arzneimittels.
Gibt es Ausnahmen bei der Chargenprüfung?
Ja. Ein Hersteller kann zum Beispiel von der Prüfung freigestellt werden, wenn er in seinen Produktions- und Kontrollmethoden einen Entwicklungsstand erreicht hat, bei dem die zwingend notwendige Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit sichergestellt wurde.
Auch für parallel gehandelte Arzneimittel gelten Ausnahmen. Hersteller und Händler können zum Beispiel Medikamente aus einem anderen EU-Land importieren. Diese wurden zuvor vom zuständigen staatlichen Kontrolllabor des EU-Mitgliedstaates geprüft. Eine weitere Prüfung durch das PEI ist dann nicht nötig.
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Compliance
Compliance – auch Therapietreue genannt – ist die Einhaltung der mit Arzt:in besprochenen Therapie. Dies beinhaltet, dass Patient:inen, den von Arzt:in bzw. Apotheker:in empfohlenen Einnahmereglungen eines Arzneimittels folgen, aber auch andere therapeutische Maßnahmen wie vereinbart durchführen. Daher spricht man auch von Therapietreue. Halten sich die Patient:innen strikt an die Therapievorgaben, haben sie auch eine hohe Compliance. Nicht-Einhaltung wird als „Non-Compliance“ bezeichnet.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verfügen nur circa 50 Prozent der Patient:innen weltweit über eine gute Compliance. In Deutschland entstehen durch Non-Compliance jedes Jahr hohe Kosten. Die Krankenkassen schätzen, dass Non-Compliance bis zu 5,4 Milliarden Euro zusätzliche Kosten jährlich verursacht.
Wie funktioniert Compliance?
Unter dem Begriff wird vieles subsumiert: zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten, wie Arzt:in, Apotheker:in oder auch der Beipackzettel es angeben – beispielsweise einmal täglich, morgens nach dem Frühstück und für eine bestimmte Anzahl von Tagen. Es kann aber auch die Einhaltung eines Diätplans oder die Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen damit gemeint sein. Verschiedene Parameter können außerdem zu einer geringeren Compliance führen:
- Patientenfaktoren: Das können befürchtete Nebenwirkungen von Arzneimitteln sein oder der Eindruck, dass Arzt:in, die Belange und Befürchtungen der Patient:innen nicht ernst genug nimmt. Bei schweren Erkrankungen wie Krebs und Depressionen gehen Medikamente beispielsweise häufig mit Nebenwirkungen einher. Diese müssen nachvollziehbar kommuniziert und die Therapie gemeinsam von Patient:in und Arzt:in beschlossen werden.
- Krankheitsfaktoren: Bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes (mit zunächst wenigen oder erst im späteren Verlauf auftretenden Symptomen) fällt es Patient:innen schwer, die vorgegebene Therapie einzuhalten, da die ernsten Folgen der Erkrankung noch nicht einsichtig sind. Ein weiteres Beispiel ist die Einnahme von Antibiotika, die, um die vollständige Wirksamkeit zu erreichen, so lange wie verordnet und zu einer festen Uhrzeit eingenommen werden müssen.
- Therapiefaktoren: Große Verhaltensänderungen wie eine erforderliche Gewichtsabnahme oder Rauchentwöhnung in der Therapie erhöhen die Gefahr von Non-Compliance
- Ärztliche Faktoren: Zu autoritäres Verhalten und unsympathische Züge des/der Arztes:in, aber auch lange Wartezeiten können zur Ablehnung einer Therapie führen.
Was unterscheidet „Compliance“ von „Adhärenz“?
Häufig wird statt Compliance auch der Begriff „Adhärenz” verwendet. Compliance hat jedoch primär die Einhaltung der Therapievorgaben durch die Patient:innen im Fokus. Adhärenz beschreibt hingegen das Einverständnis der Patient:innen, die mit dem/der Arzt:in gemeinsam vereinbarten Therapieempfehlungen nach besten Möglichkeiten einzuhalten.
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