Lieferengpass
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bezeichnet als Lieferengpass, „eine über voraussichtlich zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Auslieferung im üblichen Umfang oder eine deutlich vermehrte Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann“.
Im Gegensatz zu einem Lieferengpass, bei dem kurzfristig einzelne Arzneimittel nicht verfügbar sind, jedoch durch ein wirkstoffgleiches Medikament, meist ein Generikum, ersetzt werden können, spricht man von einem Versorgungsengpass, wenn auch kein Alternativpräparat zur Verfügung steht. Das bedeutet, dass nicht nur die Liefersicherheit eines Arzneimittels, sondern die Patientenversorgung — bezüglich der Arzneimitteltherapie — beeinträchtigt wird.
Ein kontinuierlich geführtes Verzeichnis von Lieferengpässen versorgungsrelevanter Arzneimittel wird vom BfArM seit 2012 geführt und kann von der Öffentlichkeit unter eingesehen werden: https://lieferengpass.bfarm.de/
Wie erfolgt die Meldung über einen Lieferengpass?
Die Pharmazeutischen Unternehmer selbst melden einen Lieferengpass. Diese Daten werden durch Informationen aus dem Arzneimittelinformationssystem des Bundes erweitert. Die Aktualisierung der Datenbank findet automatisiert auf Grundlage der gemeldeten Informationen statt.
In der Regel verfügt das BfArM nicht über weitergehende Information zum Lieferstatus der gelisteten Arzneimittel. Die Meldung erfolgt unter der Verantwortung der jeweiligen Zulassungsinhaber. Bei Rückfragen zu gemeldeten Lieferengpässen wird daher empfohlen, direkt Kontakt zum Pharmazeutischen Hersteller aufzunehmen.
Es erfolgt sowohl eine Veröffentlichung der Arzneimittel in der Zuständigkeit des BfArM wie auch des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI) mit Ausnahme von Humanimpfstoffen. Informationen zu Lieferengpässen von Humanimpfstoffen gegen Infektionskrankheiten sind auf der Internetseite des PEI zu finden.
Lieferengpässe in Deutschland und Europa
Lieferengpässe treten immer wieder auf. Zwei wesentliche Ursache sind die globalisierte und spezialisierte Arzneimittelherstellung sowie die exklusiven Rabattverträge der gesetzlichen Krankenkassen mit den Pharmazeutischen Unternehmen. Einige Wirkstoffe werden nur noch von wenigen Herstellern weltweit produziert, wie eine Studie (2020) im Auftrag von Pro Generika zeigte. Kurzzeitige Produktionsausfälle oder die Unterbrechung einzelner Lieferketten können dann genügen, um die Arzneimittelversorgung der Patient:innen in Europa zu gefährden.
Schutz vor Versorgungsengpässen
Damit aus Lieferengpässen keine Versorgungsengpässe werden, müssen Strukturen in der Produktion gestärkt werden. Derzeit sichern auf dem Generika-Markt immer weniger Hersteller die Versorgung von immer mehr Patient:innen. Die Zahl der Wirkstoffe und Fertigarzneimittel, die nicht mehr in Deutschland oder Europa produziert, sondern in indischen und chinesischen Fabriken eingekauft werden, steigt beständig. Die Lieferketten in dieser hochkomplexen Industrie sind sensibel, anfällig für Störungen – und das kann schwerwiegende Folgen für die Versorgung haben.
Um den Ursachen des Problems zu begegnen, müssen alle Beteiligten gemeinsam handeln. Denn Hersteller, Politik und Krankenkassen können eine sichere und stabile Versorgung nur mit vereinten Kräften erreichen. Dazu sind widerstandsfähige Lieferketten oder eine standortnähere Produktion nötig.
Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Themenschwerpunkt Generika und stabile Versorgung.