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Infla­ti­on kann zu Arz­nei­mit­tel-Eng­päs­sen führen

Die Prei­se für Ener­gie, Pro­duk­ti­on und Trans­port explo­die­ren. Die Con­tai­ner­fracht von Shang­hai nach Rot­ter­dam ist 

um 500 Pro­zent teu­rer als letz­tes Jahr. Die Erstat­tungs­prei­se für Gene­ri­ka aber blei­ben im Keller.

Dass die Kos­ten für Pro­duk­ti­on, Ener­gie und Trans­port explo­si­ons­ar­tig anstei­gen, setzt die Gene­ri­ka-Unter­neh­men mas­siv unter Druck. Und es kann Aus­wir­kun­gen auf die Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung haben. Davor warnt ein offe­ner Brief des euro­päi­schen Gene­ri­ka­ver­ban­des „Medi­ci­nes for Euro­pe“, der die­sen Monat an aus­ge­wähl­te EU-Kom­mis­sa­re, natio­na­le Gesund­heits­mi­nis­ter sowie Mit­glie­der des EU-Par­la­ments ver­schickt wurde.

Wäh­rend ande­re Bran­chen ihre Prei­se erhö­hen kön­nen, gilt das für Gene­ri­ka-Unter­neh­men nicht. Lässt sich ein Arz­nei­mit­tel nicht mehr wirt­schaft­lich pro­du­zie­ren, muss sich der Her­stel­ler aus der Ver­sor­gung zurück­zie­hen. Und das kann zu Eng­päs­sen führen.

In wel­chen Berei­chen stei­gen die Preise?

  • Ange­sichts gestör­ter Lie­fer­ket­ten und Lock­downs in Chi­na sind die Kos­ten für See­fracht mas­siv gestie­gen. Ein Con­tai­ner von Shang­hai nach Rot­ter­dam kos­te­te im Janu­ar 2022 über 500 Pro­zent mehr als vor der Pandemie.
  • Auch die Prei­se für Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al klet­tern in die Höhe. Ob Papier, Alu­mi­ni­um oder Kunst­stoff – das ist um bis zu 135 Pro­zent teu­rer als im Vor­jahr. Ein Anstieg, der zum Pro­blem wird für eine Bran­che, die jedes Jahr Mil­lio­nen Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten mit Mil­li­ar­den von Tablet­ten ver­sorgt und dafür Falt­schach­teln, Plas­tik­blis­ter und Alu­mi­ni­um­fo­li­en benötigt.
  • Kri­tisch ist auch die Ent­wick­lung bei vie­len Aus­gangs- und Wirk­stof­fen. Der Preis für DMA etwa – das ist ein Aus­gangs­stoff für das Dia­be­tes-Mit­tel Met­formin – ist bin­nen eines Jah­res um 180 Pro­zent gestie­gen.  Der Fest­be­trag für Met­formin (der Betrag, den der Her­stel­ler von den Kran­ken­kas­sen erstat­tet bekommt) steigt aber nicht. Er ist seit zehn Jah­ren der­sel­be. Für die Drei-Monats-Packung bezah­len die Kas­sen dem Her­stel­ler 6,17 Euro – und da sind die Rabat­te, die die Kas­sen erhal­ten, noch nicht abgezogen.

Wie reagie­ren die Gene­ri­ka-Her­stel­ler auf die star­ke Inflation?

Dazu Bork Brett­hau­er, Geschäfts­füh­rer von Pro Gene­ri­ka: „Explo­die­ren­de Prei­se machen der­zeit den meis­ten Bran­chen zu schaf­fen. Gene­ri­ka-Her­stel­ler aber tref­fen sie beson­ders hart. War­um? But­ter, Fahr­rä­der oder Flug­rei­sen kön­nen teu­rer wer­den. Und als Ver­brau­cher und Ver­brau­che­rin­nen kön­nen wir die eine oder ande­re Anschaf­fung über­den­ken oder ver­schie­ben. Für lebens­wich­ti­ge Arz­nei­mit­tel gilt das aber nicht. Hier sind die Prei­se im Kel­ler­ni­veau ein­be­to­niert. Ist eine Pro­duk­ti­on nicht mehr wirt­schaft­lich, hat der Her­stel­ler kei­ne Wahl: Ent­we­der er macht Ver­lus­te oder er muss sich aus der Ver­sor­gung zurückzuziehen.“

Was muss gesche­hen, damit die Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung trotz stei­gen­der Prei­se sta­bil bleibt?

„Wir brau­chen ein Preis­sys­tem, das atmet“, sagt Bork Brett­hau­er. „Es kann doch nicht sein, dass Prei­se zehn Jah­re lang gleich­blei­ben, wäh­rend die Kos­ten nach oben klet­tern. Instru­men­te wie Fest­be­trä­ge müs­sen an die Infla­ti­on ange­passt wer­den. Nur so kön­nen unse­re Unter­neh­men, die immer­hin 80 Pro­zent der Arz­nei­mit­tel bereit­stel­len, eine sta­bi­le Ver­sor­gung gewährleisten.“

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