Krebsmittel, Fiebersäfte, Antibiotika – wie können Unternehmen gegensteuern? Eine Studie von Pro Generika hat verschiedene Maßnahmen untersucht,
mit denen Hersteller ihre Lieferketten sichern können. Welche sind das? Wosten sie und wie lange dauert es bis sie wirken können? Das lesen Sie hier!
Der Kostendruck auf Generika hat dazu geführt, dass Arzneimittelhersteller ihre Lieferketten so effizient wie möglich gestalten und so günstig wie möglich einkaufen müssen. Das gilt auch für den Wirkstoff. Die Folge: Viele Unternehmen kaufen einen möglichst großen Teil ihres Wirkstoffbedarfs bei dem Zulieferer, der die Ware am billigsten anbietet. Dieser ist aber nicht auch der, der am zuverlässigsten liefert. Außerdem werden auch viele andere Arzniemittelhersteller ihren Wirkstoff dort beziehen. Deshalb ist es sinnvoll, eine zweite Versorgungsquelle zu haben, falls die eine mal ausfällt.
Was kostet und was bringt es?
Erfordert eine Anfangsinvestition von 150.000 bis 250.000 Euro
Erhöht die Herstellkosten um 13 bis 19 Prozent
Kompensiert gut, wenn der eine WIrkstoffhersteller Lieferschwierigkeiten hat
Wäre relativ kurzfristig umsetzbar (innerhalb von 6–12 Monaten)
Generika-Lieferketten erstrecken sich über den gesamten Globus. Viele Arzneimittel, die hier für ein paar Cent pro Tablette verkauft werden, sind das Ergebnis einer Produktionskette, die oft im Hinterland Chinas beginnt, quer durch Indien verläuft und bei uns endet. Auf diesem Weg kann viel schiefgehen. Ein kleiner Unfall – etwa ein Brand in einem Werk oder ein Hafen im Lockdown –, und bei uns ist die Versorgung in Gefahr. Da kann es helfen, wenn Hersteller einen weiteren Zulieferer haben, der etwa in Europa sitzt. Denn hier sind die Lieferketten kürzer, die Versorgung im Zweifel stabiler.
Was kostet und bringt es?
Erfordert eine Anfangsinvestition von 150.000 bis 250.000 Euro
Erhöht die Herstellkosten um 17 bis 23 Prozent
Schafft Unabhängigkeit von geopolitischen Entwicklungen
Wäre relativ kurzfristig umsetzbar (innerhalb von 6–12 Monaten)
Da Generika in den vergangenen Jahren stets vor allem günstig sein sollten, ist die Produktion der Wirkstoffe mehr und mehr Richtung Asien abgewandert. Gut zwei Drittel der hierzulande benötigten Wirkstoffe werden in Asien produziert – viele stammen aus nur wenigen chinesischen Provinzen. Gerade mit Blick auf geopolitische Spannungen mit China ist ein sogenanntes De-Risking wichtig. Die Rückholung der Wirkstoffproduktion nach Europa ist ein großes politisches und gleichzeitig wenig realistisches Ziel: Es setzt voraus, dass europäische Hersteller wieder Produktionen aufbauen, die längst abgewandert sind.
Was kostet und bringt es?
Erfordert eine Anfangsinvestition von 150 bis 250 Mio Euro
Erhöht die Herstellkosten um 11 bis 15 Prozent
Hersteller hat direkten Zugriff auf den WIrkstoff
Birgt ein hohes betriebswirtschaftliches Risiko und dauert 3 bis 5 Jahre
Wenn ein Arzneimittel knapp wird, sind größere Lager ein oft diskutiertes Szenario. Tatsächlich stellen Lager für Arzneimittel-Hersteller eine große Herausforderung dar. Denn: Arzneimittel laufen ab, die Gefahr einer kostenaufwendigen Vernichtung ist groß. Und: Den dauerhaften Ausfall von Lieferanten können auch größere Lager nicht kompensieren.
Was kostet und bringt es?
Erfordert eine Investition von 20.000 bis 40.000 Euro pro Wirkstoff
Erhöht die Herstellkosten um 3 bis 4 Prozent
ist im aktuellen regulatorischen Umfeld und aufgrund des Kostendrucks eine große Belastung für den Hersteller
Wäre relativ kurzfristig umsetzbar (0,.5 bis 2 Jahre), sofern die Produktionskapazitäten vorhanden sind
Fällt ein Hersteller aus, kann oft kein anderer einspringen, denn Generika-Produktionsstätten sollten aus Effizienz-Gründen voll ausgelastet sein, um zu den vom Gesundheitssystem geforderten niedrigen Preisen herstellen zu können. Um im Fall eines Engpasses spontan produktionsfähig zu sein, könnten Generika-Hersteller Kapazitäten für den Notfall bereithalten. Das könnte geschehen, indem sie die aktuelle Auslastung mindern oder zusätzliche Kapazitäten schaffen.
Was kostet und bringt es?
Erhöht die Herstellkosten um 16 bis 20 Prozent
Hilft Nachfrage-Peaks kurzfristig auszugleichen
Birgt hohes betriebswirtschaftliches Risiko, denn Ausgangsmaterialien und geschultes Personal müsste für 100% Auslastung vorgehalten werden.
Wäre relativ kurzfristig umsetzbar (0,5 – 1 Jahr)
Sämtliche dieser Maßnahmen steigern nicht nur die Liefersicherheit, sondern auch die Kosten. Derzeit werden Hersteller bestraft, die solche Maßnahmen ergreifen: Denn nur diejenigen Hersteller gewinnen eine Ausschreibung der Krankenkassen, die die Ware am günstigsten anbieten und alle anderen Unternehmen dabei preislich unterbieten. Daher sind sämtliche dieser Maßnahmen unter den aktuellen Rahmenbedingungen unrealistisch bzw. nicht umsetzbar.
Was Hersteller brauchen
Nicht alleiniger Fokus auf den Preis: faire Kompensation der Mehrkosten
Staatliche Innovationsförderung zum Aufbau wettbewerbsfähiger Produktionsstandorte in Europa
Vereinfachung und Beschleunigung der regulatorischen Prozesse
Harmonisierung der Produkte verschiedener Zielmärkte