Presse

Exper­ten­run­de zu Lie­fer­eng­päs­sen: Das ALBVVG kann nicht mehr als ein Anfang sein

22.11.2023

Podi­ums­dis­kus­si­on beim “Dia­log am Mittag”

  • Gene­ri­ka- sowie Wirk­stoff­her­stel­ler sehen im Lie­fer­eng­pass­ge­setz bis­lang nur Ein­zel­fall-Lösun­gen, kei­ne Gesamtstrategie
  • Mül­ler sagt, bei Gene­ri­ka müs­se „mehr Geld fließen“
  • Die Dis­kus­si­on kön­nen Sie auch im Nach­gang anse­hen unter www.progenerika.de

Ber­lin – Die Maß­nah­men, die das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um gegen Arz­nei­mit­tel-Lie­fer­eng­päs­se ergreift, rei­chen nicht aus, um die Ver­sor­gung zu sta­bi­li­sie­ren. Das mach­te Josip Mestro­vic, Geschäfts­füh­rer Zen­ti­va und Vor­stand Pro Gene­ri­ka, beim heu­ti­gen „Dia­log am Mit­tag“ klar. „Das ALBVVG hat­te ursprüng­lich eine gute Inten­ti­on, regelt aber nur 1 Pro­zent der Arz­nei­mit­tel. Es gibt eine Samm­lung von Ein­zel­fall-Lösun­gen. Was fehlt, ist eine Gesamtstrategie.“

Vor allem die im neu­en Gesetz ver­an­ker­te sechs­mo­na­ti­ge Lager­hal­tung sei ein fal­sches Signal: „Ich ste­he vor der Ent­schei­dung: Inves­tie­re ich in Maschi­nen oder in Lager­hal­len. Baue ich eine gro­ße Hal­le, um Arz­nei­mit­tel zu lagern, dann steht die leer, weil ich nicht in die Maschi­nen inves­tiert habe, um die­se Lager zu fül­len. Wir ste­hen vor der gro­ßen Her­aus­for­de­rung, Gene­ri­ka öko­no­misch nach­hal­tig in Deutsch­land her­stel­len zu kön­nen. 80 Pro­zent der ver­ord­ne­ten Arz­nei­mit­tel sind gene­risch. Was wir brau­chen sind die rich­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen, um die Bevöl­ke­rung mit Arz­nei­mit­teln zu versorgen.”

Auch Eli­sa­beth Stam­pa, Geschäfts­füh­re­rin des spa­ni­schen Wirk­stoff­her­stel­lers Medi­chem S.A. sowie Prä­si­den­tin von Medi­ci­nes for Euro­pe, mach­te deut­lich, wie hoch der Kos­ten­druck ist, der auf Gene­ri­ka las­tet. „Wenn ein Arz­nei­mit­tel in Deutsch­land zehn Jahr lang drei Euro kos­tet, ist unse­re Mar­ge längst von der Infla­ti­on auf­ge­fres­sen. Der Preis, den die Her­stel­ler für den Wirk­stoff bezah­len kön­nen, liegt unter unse­ren Pro­duk­ti­ons­kos­ten “, so Stampa.

Tho­mas Mül­ler, der im Gesund­heits­mi­nis­te­ri­um für Arz­nei­mit­tel zustän­di­ge Abtei­lungs­lei­ter sag­te, das Pro­blem sei in der Poli­tik ange­kom­men, sei aber nicht über Nacht zu lösen. Zudem habe man Ver­ant­wor­tung für die finan­zi­el­len Res­sour­cen.  Die Ver­tei­lung der­sel­ben wer­de man aus­ba­lan­cie­ren. „Mehr Gene­ri­ka-Pro­duk­ti­on wür­de auch in Deutsch­land funk­tio­nie­ren. Es ist eine Fra­ge des Prei­ses.“ Er glau­be, dass man eine finan­zi­el­le Aus­ba­lan­cie­rung zwi­schen patent­ge­schütz­ten Arz­nei­mit­teln und Gene­ri­ka hin­be­kom­men müs­se. „Bei den Gene­ri­ka wird mehr Geld flie­ßen müs­sen. Aber wir sind natür­lich nicht dafür da, dass alle Gene­ri­ka-Anbie­ter glück­lich sind.“

Mit Blick auf die aktu­el­le Ver­sor­gungs­la­ge mach­te Dr. med. Tho­mas Fisch­bach, Prä­si­dent des Berufs­ver­ban­des der Kin­der- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKj) sei­nem Ärger Luft: „Die Aus­flüch­te, dass die Poli­tik kein Geld aus­ge­ben kann, brin­gen mich auf die Pal­me“, sag­te er. Kin­der wür­den seit Jah­ren nicht mit­ge­dacht vom Sys­tem und für ihn ist auch kei­ne Lösung in Sicht. Zu Mül­ler sag­te er: „Sie haben als Poli­tik für die Daseins­vor­sor­ge von Kin­dern Sor­ge zu tra­gen. Da darf es kei­ne Aus­flüch­te geben. Ein­kau­fen ohne Geld geht halt nicht. Kin­der haben einen Anspruch auf die best­mög­li­che Ver­sor­gung. Und ich erwar­te, dass der Staat das löst.“

Susan­ne Dol­fen, Fach­be­reichs­lei­te­rin Arz­nei­mit­tel, AOK Sach­sen-Anhalt sag­te: „Ob das ALBVVG dazu führt, dass wir in Deutsch­land unser Lie­fer­ket­ten-Pro­blem lösen, das wis­sen wir nicht. Die Dis­kus­si­on ist ja nicht neu, wir füh­ren sie inten­siv seit min­des­tens fünf Jah­ren. Der Gesetz­ge­ber hat über die Jah­re an klei­ne­ren Stel­len inter­ve­niert. Das war aber offen­sicht­lich nicht ziel­füh­rend, sonst wären wir nicht da, wo wir heu­te sind.“

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