Den Weg aus der Pandemie – er wird sich erst auftun, wenn möglichst viele Menschen geimpft sein werden. Bis dahin aber setzt die Medizin auf Generika: Der Erste-Hilfe-Koffer, mit dem COVID-19-Patient:innen auf den Intensivstationen behandelt werden, besteht fast ausschließlich aus Generika.
Die COVID-19-Pandemie hat Deutschland weiterhin fest im Griff. Zwar werden immer mehr Impfstoffe zugelassen und nähren die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie. Gleichzeitig aber befinden sich tausende Infizierte auf den Intensivstationen. Hier kämpfen Ärzteschaft und Pflegekräfte um das Leben der Patient:innen. Hauptsächlich mit Generika.
Kaum ein Arzneimittel hilft gegen COVID-19
Nach wie vor gibt es kaum ein wirksames Medikament gegen das Virus. Die Hoffnung, die einzelne Arzneimittel zu Beginn der Pandemie weckten, ist zum größten Teil wieder geschwunden. Mittel wie das anfangs vielversprechende Hydroxychloroquin werden – so sagt es die offizielle S2k-Leitlinie, die Empfehlungen zur stationären Therapie von COVID-19-Patient:innen gibt – zum Einsatz bei COVID-19 nicht mehr empfohlen.
Selbst Remdesivir, lange Zeit vielversprechendes Mittel der Wahl, hat keine eindeutige Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr. Einzig eine Therapie mit Dexamethason – einem alt bekannten Generikum – soll laut Leitlinie bei „Patient:innen mit schwerer oder kritischer COVID-19-Erkrankung“ erfolgen.
Auf den Intensivstationen kommen größtenteils Generika zum Einsatz
Das intensivmedizinische Personal der Krankenhäuser tut deshalb alles dafür, damit die körpereigene Abwehr der Patient:innen das Virus besiegen kann. Ihre Behandlung zielt vor allem darauf ab, den Körper der schwer erkrankten Patient:innen am Leben zu halten. Dabei greifen die Ärzt:innen vor allem auf bewährte Arzneimittel zurück – Wirkstoffe also, die fast ausschließlich aus dem Patent gelaufen sind.
Der „Erste-Hilfe-Koffer“, der auf den Intensivstationen bei Covid-19-Patient:innen eingesetzt wird, enthält beinahe ausschließlich Generika. Das zeigen zwei Listen, die das Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) zu Beginn der Pandemie erarbeitet hat. Sie enthielten sämtliche Präparate, deren Bedarf nach Einschätzung der Experten pandemiebedingt in den Monaten der ersten Welle um 300 Prozent bzw. 200 Prozent ansteigen könnte.
Darin geht es zunächst um sogenannte Analgetika. Diese Schmerzmittel (z.B. Sufentanil, Morhpinsulfat, Novaminsulfon) werden allesamt generisch hergestellt. Auch sogenannte Relaxantien – das sind Mittel, die bei einer Beatmung nötig werden können – sind generisch verfügbare Wirkstoffe. Das gleiche gilt für Antiobstruktiva.
Die Gabe von Sauerstoff ist zentral für die Behandlung von COVID-Patienten. Sie kann über eine Nasensonde, über eine Maske oder eine Nasenbrille (High-Flow-Therapie) erfolgen. Verschlechtert sich der Zustand des Patienten, kann auch eine invasive Beatmung nötig werden. Diese erfolgt durch einen Beatmungsschlauch, der nur unter Narkose in der Luftröhre platziert werden kann. Und die dafür unerlässlichen Anästhetika (oder auch: Sedativa) werden ebenfalls generisch hergestellt.
Generikafirmen produzieren weit mehr als die gewohnte Menge der benötigten Wirkstoffe
Vor allem die für Anästhesisten in dieser Situation entscheidenden Wirkstoffe Propofol und Midazolam drohten zu Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 knapp zu werden. Grund dafür war die sprunghaft gestiegene Nachfrage, die auch dadurch entstand, dass sich die Kliniken für den erwartenden Ansturm auf die Intensivstationen wappneten.
In einem beispiellosen Kraftakt fuhren damals Generika-Hersteller ihre Herstellung hoch, widmeten Produktionslinien um und suchten überall auf der Welt nach alternativen Zulieferern. Inzwischen haben sie die Produktion auf die gestiegenen Bedarfe angepasst. Und das gilt nicht nur für die Arzneimittelhersteller, sondern auch für die Zulieferer, die Wirkstoffe, Verschlüsse oder Verpackungen beisteuern. Alles Dinge also, ohne die ein Arzneimittel nicht produziert werden kann und die in Krisenzeiten mit genau dem gleichen Nachfrageanstieg fertig werden müssen.
Von den 71 Wirkstoffen, die Beatmungspatient:innen potenziell brauchen, sind 69 generisch
Hinzu kommen weitere Wirkstoffe – etwa Antibiotika, Blutdruckmittel oder Herzpräparate – die Intensivmediziner aufgrund verschiedener Symptome oder Vorerkrankungen einsetzen. Insgesamt enthält die Liste des BfArM, die alle für COVID-19-Patient:innen relevanten und unter Umständen knapp werdenden Wirkstoffe der Intensivmedizin beinhaltet, 71 Arzneimittel. Und davon sind 69 generisch.
Den Weg aus der Krise markiert der Impfstoff – so lange retten Generika Leben
Die Geschichte des Kampfes gegen die Pandemie – sie lässt sich nicht ohne Generika erzählen. Denn die COVID-19-Patient:innen, die die Intensivstationen unserer Krankenhäuser geheilt wieder verlassen, verdanken das zum großen Teil Generika. Also den Medikamenten, die den überwiegenden Anteil der Arzneimittel darstellen. Nicht nur, aber auch in der größten Gesundheitskrise unserer Zeit.
Was sind Generika?
Fakt 1
Generika haben denselben Wirkstoff wie ein ehemals patentgeschütztes Präparat.
Fakt 2
Generika haben die gleiche Qualität wie das Original und werden genauso streng kontrolliert.
Fakt 3
Generika sind günstiger als das Produkt, das zuerst auf den Markt kam.
Fakt 4
Die wichtigsten Krankheiten werden mit Generika behandelt.
Fakt 5
Dank Generika haben alle Patienten in Deutschland Zugang zu bezahlbaren Arzneimitteln.