Nur 3 Monate nachdem sie ihre Arzneimittelstrategie vorgestellt hat, startet die EU-Kommission den Pharmadialog.
Ganz oben auf der Agenda: Wie können Produktion und Lieferketten widerstandsfähiger werden?
Schon im Februar startet die EU-Kommission den Pharma-Dialog, den sie in ihrer Arzneimittelstrategie Ende November angekündigt hatte. Ganz oben auf der Agenda: Wie können Produktion und Lieferketten widerstandsfähiger werden? Das hohe Tempo und die hochrangige Besetzung des Treffens zeigen: Versorgungssicherheit hat Priorität.
- Am 25. November 2020 hat die Europäische Kommission ihre Arzneimittelstrategie vorgestellt.
- Sie ist ein wesentlicher Eckpfeiler der europäischen Gesundheitspolitik der kommenden Jahre.
- Die Kommission verfolgt das Ziel, die Arzneimittel-Versorgung nachhaltig zu sichern und verlässlicher zu machen.
Pandemie hat Labilität der Lieferketten gezeigt
Die Pandemie hat uns eindrücklich bewiesen, wie abhängig Europa auch bei kritischen Arzneimitteln von Drittländern ist und welchen Belastungen globale Lieferketten ausgesetzt sind. Erst kürzlich hat die Pro Generika-Wirkstoffstudie gezeigt, dass zwei Drittel der für die Wirkstoffproduktion notwendigen Zulassungen in Asien gehalten werden.
In Rekordtempo hat die EU-Kommission den angekündigten Pharmadialog angestoßen und den heutigen Termin initiiert, bei dem – neben Behörden, pharmazeutischer Industrie und anderen Beteiligten – auch die Kommissare Stella Kyriakides (Gesundheit) und Thierry Breton (Binnenmarkt) dabei sind. Offenbar will die Kommission zügig angehen, was die deutsche EU-Ratspräsidentschaft auf die Agenda gesetzt hatte – nämlich die Stärkung von Produktion und Lieferketten zugunsten von mehr Versorgungssicherheit.
Die Ausschreibungen müssen verändert werden
Dieses Ziel ist nur zu erreichen, wenn man das System der Ausschreibungen verändert. Bei der Vergabe darf es nicht mehr nur um den günstigsten Preis gehen. Auch Maßnahmen für robustere Lieferketten müssen berücksichtigt werden. Das kann eine zweite Wirkstoffquelle sein, ein europäischer Wirkstoffhersteller oder die Diversifizierung der Zulieferer. Auch dürfen Exklusiv-Verträge nicht länger möglich sein, denn sie begünstigen Engpässe.
Auch Deutschland muss jetzt handeln
Das Tempo, mit dem die EU-Kommission den Pharma-Dialog initiiert hat, zeigt: Sie hat verstanden, wie wichtig es ist, endlich konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Dennoch darf sich Deutschland nicht rein auf Europa verlassen. Einen guten Teil der Lösungen können wir national angehen – und zwar jetzt.
Februar 2021