Führen Rabattverträge zu Lieferengpässen? (2019)
Erstmals haben Forschende den Zusammenhang zwischen einem Rabattvertrag im Exklusivmodell und der Lieferfähigkeit von Arzneimitteln wissenschaftlich untersucht. Das Ergebnis:
Rabattverträge mit einem einzigen Hersteller führen häufiger zu versorgungskritischen Situationen als Verträge, die mit mehreren Unternehmen geschlossen werden.
Die Anzahl der nicht verfügbaren Rabattarzneimittel hat sich innerhalb eines Jahres (zwischen 2017 und 2018) von 4,7 Millionen auf 9,3 Millionen Packungen verdoppelt, wie eine Untersuchung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI)der ABDA ergab, die alle Rabattarzneimittel auf ihre Verfügbarkeit in den vergangenen Jahren analysiert hat.
Die aktuelle Studie des IGES Instituts lässt nun einen weiteren Schluss zu: Dass Apotheker:innen ein anderes als das Rabattarzneimittel abgeben mussten, kommt immer dann besonders oft vor, wenn der Rabattvertrag im Exklusivmodell geschlossen wurde. Konkret stammten 60 Prozent der Verordnungen, die von Apotheken mit dem Hinweis auf eine Lieferunfähigkeit abgegeben wurden, ursprünglich aus Rabattverträgen mit nur einem Hersteller. Bei einigen Wirkstoffen lag der Anteil sogar bei knapp 90 Prozent. Weitere Ergebnisse lesen Sie ausführlich in der vorliegenden Untersuchung!
Darum geht's!
Vertragsarten
Engpässe
Krankenkasse
Was sind Rabattverträge?
In den Rabattverträgen legen die Krankenkassen fest, welche Hersteller ihre Versicherten mit den einzelnen Wirkstoffen versorgen. Diese Versorgung können die Krankenkassen entweder auf mehrere Schultern verteilen (Mehrpartnermodell) oder bloß einem Unternehmen übertragen (Exklusivmodell). Letztere sind für die Krankenkassen aus Kostengründen interessanter, aber – und genau das zeigt die IGES-Untersuchung – auch fragiler. Exklusivverträge wurden im Betrachtungszeitraum verstärkt von Kassenarten wie der Ersatzkrankenkassen und der AOK abgeschlossen, andere Kassenarten setzten hingegen auf Rabattverträge mit mehreren Herstellern. Wie Rabattverträge im Exklusivmodell Lieferengpässe auslösen, erfahren Sie anhand zahlreicher Beispiele in der vorliegenden Analyse.
Wie können Lieferengpässe verhindert werden?
Die Politik hat bereits erste gute Vorschläge zur Lösung von Lieferengpässen gemacht. Will man aber das Thema grundsätzlich angehen, ist eine Justierung des Rabattvertragssystems unabdingbar. Rabattverträge im Exklusivmodell begünstigen die Entstehung von Versorgungsengpässen. Denn: Ist nur ein Unternehmen für die Versorgung von Millionen Patient:innen verantwortlich, führt das zu einer starken Marktdominanz. Fällt der Hersteller aus, weil er beispielsweise einen Wirkstoff nicht auf dem Weltmarkt bekommt oder es einen Zwischenfall im eigenen Werk gibt, können andere Unternehmen die Versorgung nicht unverzüglich auffangen.
An welchen Stellschrauben müssen wir drehen?
Wirkstoff-Lieferengpässe haben vielfältige Ursachen. Neben unterbrochenen Lieferketten sind die Rabattverträge im Exklusivmodell, die die Krankenkassen mit Arzneimittelherstellern abschließen, ein wesentlicher Grund. Dieser Zusammenhang wurde nun erstmals wissenschaftlich untersucht und bestätigt.
Was Rabattverträge im Exklusivmodell konkret bedeuten, welche Arzneimittel verstärkt betroffen sind und wie die Versorgung gesichert werden kann - all das erfahren Sie in der von Pro Generika in Auftrag gegebenen Untersuchung des IGES Instituts!
Die Studie des IGES Instituts hat erstmals den Zusammenhang zwischen dem Modell des Rabattvertrages und Lieferschwierigkeiten untersucht. Lesen Sie hier die gesamte Studie.