Zahl des Monats  50 $  Sep­tem­ber 2020 

Dass sich Wirk­stoff­her­stel­lung hier­zu­lan­de immer weni­ger lohnt, rech­net ein Pro­du­zent aus Rade­beul vor: Für 50 Dol­lar, die ein Kilo Meto­pro­lol auf dem Welt­markt kos­tet, kann er gera­de­mal Start­ma­te­ria­li­en und Abfall­ent­sor­gung bezahlen.

Der Grund: Die Pro­duk­ti­on ist kaum noch wirt­schaft­lich. Was das bedeu­tet, hat Dr. Dirk Jung, Geschäfts­füh­rer von Are­vi­phar­ma und einer der letz­ten Wirk­stoff­her­stel­ler Deutsch­lands, am Bei­spiel des Beta­blo­ckers Meto­pro­lol ausgerechnet:

  • Ein Kilo des Wirk­stoffs, der zu den am häu­figs­ten ver­ord­ne­ten Blut­druck­sen­kern gehört, kos­tet auf dem Welt­markt aktu­ell gut 50 US-Dol­lar (ca. 42 Euro).
  • Dafür wären bei einer Fer­ti­gung im säch­si­schen Rade­beul ledig­lich die Kos­ten der Start­ma­te­ria­li­en und der Abfall­ent­sor­gung gedeckt.
  • Die Pro­duk­ti­on war auf­grund des Preis­drucks auf dem inter­na­tio­na­len Markt für den Her­stel­ler nicht mehr ren­ta­bel. Er stell­te sie ein.

Die­se Rech­nung macht deut­lich: Die Wirk­stoff­her­stel­lung in Deutsch­land ist in Gefahr. In unse­rem „Fak­ten­check zur Arz­nei­mit­tel­pro­duk­ti­on in Euro­pa“ berich­ten Gene­ri­ka-Pro­fis über die Lage von Euro­pas Arz­nei­mit­tel­pro­duk­ti­on. Und hier bringt Dr. Jung das Pro­blem auf den Punkt: Da es bei Aus­schrei­bun­gen nur um den Preis gehe, sei die­ser auch bei der Wirk­stoff­be­schaf­fung das ein­zi­ge Kri­te­ri­um. Kur­ze Lie­fer­ket­ten und hohe Fle­xi­bi­li­tät zähl­ten hin­ge­gen wenig. Sein Wunsch an die Poli­tik: die Stär­kung der hie­si­gen Wirkstoffproduktion.

Wo genau aber gibt es noch Wirk­stoff­her­stel­ler in Euro­pa? Das woll­te Pro Gene­ri­ka wis­sen und hat eine Stu­die in Auf­trag gege­ben, die auf der digi­ta­len Kon­fe­renz „Für ein gesun­des Euro­pa“ am 7. Okto­ber 2020 erst­mals vor­ge­stellt wird. Sie wird zei­gen, wie sich die Wirk­stoff-Her­stel­lungs­stät­ten über die Welt ver­tei­len und wo noch euro­päi­sche Pro­du­zen­ten sit­zen. Die Ergeb­nis­se kön­nen in den Dis­kurs über den mög­li­chen Aus­bau bestehen­der Wirk­stoff­her­stel­lungs­stät­ten (z.B. in Euro­pa) einfließen.

Die Ver­an­stal­tung ist Teil des asso­zi­ier­ten Pro­gramms der deut­schen EU-Rats­prä­si­dent­schaft und wird von Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn eröffnet.

Down­load: Zahl des Monats Sep­tem­ber 2020