Zahl des Monats  70 %  August 2020 

Die Rück­ho­lung der Arz­nei­mit­tel­pro­duk­ti­on nach Euro­pa wür­de bedeu­ten, dass die­se teu­rer wür­de. Gin­gen wir dabei aller­dings gesamt­eu­ro­pä­isch vor, könn­ten wir 70 Pro­zent der Mehr­kos­ten wie­der einsparen. 

Die Rück­ho­lung der Arz­nei­mit­tel­pro­duk­ti­on nach Euro­pa ist der­zeit ein wich­ti­ges poli­ti­sches The­ma. Vor allem bei ver­sor­gungs­kri­ti­schen Wirk­stof­fen wie Anti­bio­ti­ka will Deutsch­land wie­der unab­hän­gi­ger von Asi­en werden.

Wie hoch aber wären die Mehr­kos­ten und inwie­fern lie­ßen sich die­se über­schau­bar hal­ten? Dazu haben Mor­ris Hoss­ei­ni und Micha­el Baur von der Unter­neh­mens­be­ra­tung Roland Ber­ger einen Vor­schlag gemacht. Ihre The­se: Wür­den wir Cepha­lo­s­po­rin nicht nur für den deut­schen, son­dern für den gesamt­eu­ro­päi­schen Bedarf hier­zu­lan­de pro­du­zie­ren, spar­te das 70 Pro­zent der Mehr­kos­ten wie­der ein.

  • Der deut­sche Bedarf an Cepha­lo­s­po­rin (eines der wich­tigs­ten Anti­bio­ti­ka) beläuft sich auf jähr­lich 100 Ton­nen. Die­se wer­den der­zeit haupt­säch­lich in Chi­na hergestellt.
  • Wür­den wir die­se Men­ge hier­zu­lan­de pro­du­zie­ren, wür­de eine kos­ten­de­cken­de Pro­duk­ti­on die Her­stel­ler rund 55 Mil­lio­nen Euro mehr kos­ten. Das ist das Ergeb­nis der Anti­bio­ti­ka-Stu­die von Roland Ber­ger aus dem Jahr 2018.
  • Gin­gen wir das The­ma nun­mehr aber gesamt­eu­ro­pä­isch an und pro­du­zier­ten statt 100 ins­ge­samt 500 Ton­nen Cepha­lo­s­po­rin in Euro­pa, belie­fen sich die Mehr­kos­ten auf 78 Mil­lio­nen Euro. Die­se Her­an­ge­hens­wei­se aber wür­de – ver­gli­chen mit der natio­na­len Lösung – eine Reduk­ti­on der Mehr­kos­ten pro Ton­ne um rund 70 Pro­zent bedeuten.

Fest steht: Eine Pro­duk­ti­on von Anti­bio­ti­ka in Euro­pa ist teu­rer als in Asi­en. Die­se Mehr­kos­ten aber las­sen sich sen­ken, wenn wir gesamt­eu­ro­pä­isch den­ken und gesamt­eu­ro­pä­isch vor­ge­hen. Dass das geht, hat uns gera­de die öster­rei­chi­sche Regie­rung gezeigt. Sie hat einen Gene­ri­ka­her­stel­ler mit 50 Mil­lio­nen Euro unter­stützt, dafür hat der sich sei­ner­seits ver­pflich­tet, für die Dau­er von zehn Jah­ren Peni­cil­lin in Kundl (Öster­reich) zu pro­du­zie­ren – und zwar in einem Umfang, der für ganz Euro­pa reicht.

Wel­che Maß­nah­men gesamt­eu­ro­pä­isch getrof­fen wer­den kön­nen, um das glo­ba­le Pro­blem der Lie­fer­eng­päs­se zu lösen und Euro­pa wie­der unab­hän­gi­ger zu machen, das dis­ku­tie­ren wir auch auf unse­rer digi­ta­len Kon­fe­renz „Für ein gesun­des Euro­pa“ am 7. Okto­ber. Die Ver­an­stal­tung ist Teil des asso­zi­ier­ten Pro­gramms der deut­schen EU-Rats­prä­si­dent­schaft und wird von Gesund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn eröffnet. 

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