Presse

Abwas­ser­richt­li­nie gefähr­det Medikamentenzugang

Pro Gene­ri­ka-Mit­glie­der kla­gen vor dem EU-Gerichtshof 

Die “Kom­mu­na­le Abwas­ser­richt­li­nie” (KARL) gefähr­det den Zugang zu wich­ti­gen Medikamenten

  • Pro Gene­ri­ka unter­stützt die Kla­ge eini­ger Mit­glieds­un­ter­neh­men gegen die “Kom­mu­na­le Abwas­ser­richt­li­nie”, die die­se beim Gerichts­hof der Euro­päi­schen Uni­on ein­ge­reicht haben.
  • Die Richt­li­nie sieht vor, dass Gene­ri­ka-Unter­neh­men einen gro­ßen Teil der Kos­ten über­neh­men sol­len, die für den Aus­bau der Vier­ten Klär­stu­fe in vie­len deut­schen Klär­wer­ken anfallen
  • Die Kla­ge soll einen Eng­pass-Tsu­na­mi ver­hin­dern, der droht, wenn Unter­neh­men Medi­ka­men­te aus Kos­ten­grün­den vom Markt neh­men müssen

10.3.2025 / Die Pro Gene­ri­ka-Mit­glie­der Accord, Fre­se­ni­us Kabi, San­doz, Teva, Via­tris und Zen­ti­va haben beim Gericht der Euro­päi­schen Uni­on gegen die Ein­füh­rung eines Sys­tems der erwei­ter­ten Her­stel­ler­ver­ant­wor­tung in der „Kom­mu­na­len Abwas­ser­richt­li­nie“ Kla­ge ein­ge­reicht. Die­se zielt dar­auf ab, eine, dis­kri­mi­nie­ren­de und unver­hält­nis­mä­ßi­ge Kos­ten­be­las­tung zu ver­mei­den und so den Zugang zu lebens­wich­ti­gen Medi­ka­men­ten zu sichern.

Das Prin­zip der Her­stel­ler­ver­ant­wor­tung kann hier nicht greifen

Die „Kom­mu­na­le Abwas­ser­richt­li­nie“ beinhal­tet das so genann­te Prin­zip der Her­stel­ler­ver­ant­wor­tung und sieht vor, dass Gene­ri­ka-Her­stel­ler einen Groß­teil der Kos­ten über­neh­men, die für den Aus­bau einer vier­ten Rei­ni­gungs­stu­fe in vie­len deut­schen Klär­wer­ke anfal­len. Aber: Es geht im Abwas­ser nicht um Pro­duk­ti­ons­ab­fäl­le der Phar­ma­in­dus­trie – die Her­stel­lung unter­liegt bereits stren­gen Umwelt­auf­la­gen. Viel­mehr stam­men die Arz­nei­mit­tel­rück­stän­de aus Aus­schei­dun­gen von Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten.

Zudem fil­tert eine vier­te Klär­stu­fe auch Rück­stän­de aus kom­mu­na­lem Abwas­ser, die nicht nur aus Arz­nei­mit­teln und Kos­me­ti­ka, son­dern auch aus ver­schie­de­nen indus­tri­el­len oder land­wirt­schaft­li­chen Quel­len stam­men. Und: Das Prin­zip der erwei­ter­ten Her­stel­ler­ver­ant­wor­tung, das Anrei­ze für die Ent­wick­lung “umwelt­freund­li­che­rer” Arz­nei­mit­tel schaf­fen soll, igno­riert völ­lig die Beson­der­heit von Arz­nei­mit­teln, bei denen eine Neu­ge­stal­tung des Pro­dukts nicht durch­führ­bar ist, ohne die Wirk­sam­keit zu beein­träch­ti­gen und eine neue Zulas­sung zu benö­ti­gen.

Die Richt­li­nie trifft vor allem Generika-Hersteller

Gene­ri­ka-Prei­se sind regu­liert. Stei­gen­de Kos­ten kön­nen die Her­stel­ler nicht wei­ter­ge­ben. Da sich die Gebühr für die 4. Klär­stu­fe nach dem Volu­men der Arz­nei­mit­tel rich­tet, sind Gene­ri­ka-Her­stel­ler, die 80 % der in Deutsch­land benö­tig­ten rezept­pflich­ti­gen Arz­nei­mit­tel bereit­stel­len, beson­ders belas­tet. Das wird dazu füh­ren, dass eini­ge Medi­ka­men­te nicht mehr ren­ta­bel pro­du­ziert wer­den können.

Die Kos­ten, die auf die Her­stel­ler zukom­men, sind immens

Zwar ste­hen die Kos­ten für den Aus­bau der Klär­wer­ke noch nicht final fest. Schät­zun­gen der EU-Kom­mis­si­on von etwa 1,2 Mil­li­ar­den Euro pro Jahr sind aber viel zu nied­rig. Euro­pa­weit dürf­ten die Kos­ten zwi­schen 5 und 11 Mil­li­ar­den Euro pro Jahr lie­gen.
Allein für Deutsch­land schätzt das Bun­des­um­welt­amt einen Auf­wand in Höhe von rund 1 Mil­li­ar­de Euro pro Jahr. Zur Ein­ord­nung: In Deutsch­land setzt die Gene­ri­ka-Indus­trie 2,3 Mil­li­ar­den Euro mit ver­schrei­bungs­pflich­ti­gen Arz­nei­mit­teln im ambu­lan­ten Bereich um.

Medi­ka­men­te gegen Dia­be­tes sowie Anti­bio­ti­ka könn­ten vom Markt verschwinden

Laut Berech­nun­gen des Markt­for­schungs­in­sti­tuts IQVIA wer­den die Her­stel­lungs­kos­ten in Deutsch­land mas­siv stei­gen. So wird die Pro­duk­ti­on des Anti­bio­ti­kums Amoxi­cil­lin um bis zu 116 Pro­zent teu­rer – und die des Dia­be­tes­mit­tel Met­formin gar um bis zu 446 Pro­zent*.

Pro Gene­ri­ka appel­liert an die Politik

„Die ‚Kom­mu­na­le Abwas­ser­richt­li­nie‘ hat ein wich­ti­ges Ziel – sau­be­res Was­ser. Doch ohne eine klu­ge Finan­zie­rungs­stra­te­gie gefähr­det sie unbe­ab­sich­tigt die Medi­ka­men­ten­ver­sor­gung in Euro­pa bzw. Deutsch­land“, sagt Bork Brett­hau­er, Geschäfts­füh­rer von Pro Gene­ri­ka. „Wenn lebens­wich­ti­ge Arz­nei­mit­tel vom Markt ver­schwin­den, betrifft das vor allem die Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten. Des­halb ist jetzt poli­ti­sche Weit­sicht gefragt. Nur mit einer fai­ren und trag­fä­hi­gen Lösung kann sicher­ge­stellt wer­den, dass Zie­le der Umwelt- und Gesund­heits­po­li­tik nicht gegen­ein­an­der aus­ge­spielt werden.“

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen fin­den Sie hier: Q&A mit den wich­tigs­ten Fra­gen und Antworten

*Die Model­lie­rung wur­de von Medi­ci­nes for Euro­pe und Pro Gene­ri­ka unter Ver­wen­dung des euro­päi­schen IQVIA-Modells und deut­scher GKV-Abrech­nungs­da­ten (INSIGHT Health NVI-KT) durch­ge­führt. Bei der Ana­ly­se wur­den rezept­freie Arz­nei­mit­tel (OTC) und Kli­nik­da­ten nicht berück­sich­tigt. Berech­nun­gen basie­ren auf dem Lis­ten­preis des Her­stel­lers (Her­stel­ler­ab­ga­be­preis HAP).

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