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Abhän­gig bei lebens­wich­ti­gen Arzneimitteln

Geo­po­li­tisch ver­wund­bar: Medi­ka­men­te sind Teil unse­rer Sicherheit

  • Ange­sichts geo­po­li­ti­scher Bedro­hun­gen und schwe­len­der Han­dels­krie­ge ist unse­re Arz­nei­mit­tel-Abhän­gig­keit von Chi­na hoch riskant.
  • Pro Gene­ri­ka-Vor­sit­zen­der Andre­as Burk­hardt warnt: „Gesund­heit ist eine geo­stra­te­gi­sche Waf­fe“.
  • Eine sta­bi­le Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung muss Teil unse­rer Ver­tei­di­gungs­stra­te­gie werden.

26.03.2025 / Die sicher­heits­po­li­ti­sche Debat­te in Deutsch­land ver­nach­läs­sigt bis­lang einen ent­schei­den­den Aspekt: die Ver­sor­gung mit lebens­wich­ti­gen Medi­ka­men­ten. Die aktu­el­le Abhän­gig­keit von Chi­na, die vor allem Gene­ri­ka betrifft, macht unser Gesund­heits­sys­tem ver­wund­bar und damit poli­tisch erpressbar.

„Die Ver­sor­gung der Men­schen in Deutsch­land mit Arz­nei­mit­teln ist nicht mehr bloß ein gesund­heits­po­li­ti­sches The­ma”, sagt Andre­as Burk­hardt, Vor­sit­zen­der von Pro Gene­ri­ka. “In Zei­ten, in denen sich die Macht­ver­hält­nis­se auf der Welt ver­schie­ben und offe­ne Han­dels­krie­ge geführt wer­den, ist sie auch ein sicher­heits­po­li­ti­sches The­ma geworden.”

Dass Burk­hardt mit die­ser Auf­fas­sung nicht allein ist, zeigt ein offe­ner Brief von elf EU-Gesund­heits­mi­nis­tern – dar­un­ter auch Karl Lau­ter­bach –, der unse­re Abhän­gig­keit bei Arz­nei­mit­teln als “Achil­les­fer­se der euro­päi­schen Ver­tei­di­gungs­po­li­tik” bezeichnet.

Für Burk­hardt ist klar: Die zukünf­ti­ge Bun­des­re­gie­rung muss das Pro­blem zügig ange­hen: “Für die Sicher­heit der Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten braucht es eine res­sort­über­grei­fen­de Stra­te­gie für die Grund­ver­sor­gung, die fol­gen­de Zie­le hat: mehr Resi­li­enz, mehr Diver­si­fi­zie­rung und mehr euro­päi­sche Unabhängigkeit.”

Hier lesen Sie das voll­stän­di­ge Inter­view mit Andre­as Burkhardt.

Die­se Land­kar­te zeigt unse­re Abhän­gig­keit bei Anti­bio­ti­ka von China.

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So abhän­gig sind wir von China 

Nur ein Fünf­tel der Anti­bio­ti­ka-Fabri­ken steht in Euro­pa. Eine Heat­map zeigt den Sitz sämt­li­cher Fabri­ken, die Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe für den euro­päi­schen Markt pro­du­zie­ren. Die Abhän­gig­keit von Chi­na ist immens, die Ver­sor­gung wackelt bereits. Alles was Sie jetzt wis­sen sollten.

Zum Antibiotika-Spezial 
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Wo unse­re Anti­bio­ti­ka pro­du­ziert werden

So abhän­gig sind wir von China

  • Am kom­men­den Mon­tag (18. Novem­ber 2024) ist Euro­päi­scher Antibiotika-Tag.
  • Dazu legt Pro Gene­ri­ka eine Heat­map vor: Die­se zeigt den Sitz sämt­li­cher Fabri­ken, die Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe für den euro­päi­schen Markt produzieren.
  • Deut­lich wird: Die Abhän­gig­keit von Chi­na ist rie­sig – nur noch ein Fünf­tel der Her­stel­lungs­stät­ten sitzt in Europa.

Hier ste­hen die Fabri­ken, die unse­re Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe produzieren

Quel­le: QYO­BO für Pro Generika

Die­se Heat­map zeigt, wo die Her­stel­ler sit­zen, die Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe für den euro­päi­schen Markt pro­du­zie­ren. Der Groß­teil ist in Chi­na ansäs­sig. Die dar­aus resul­tie­ren­de Abhän­gig­keit kann gewal­ti­ge Kon­se­quen­zen haben.

1. Die Abhän­gig­keit kann gefähr­lich werden

Das Gros unse­rer Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe kommt aus Chi­na. Bri­sant dar­an: Kommt es etwa zum chi­ne­si­schen Angriff auf Tai­wan oder zum Han­dels­kon­flikt mit Chi­na, könn­ten die­se Lie­fe­run­gen weg­fal­len. Euro­pa stün­de ohne (über-)lebenswichtige Medi­ka­men­te da.

Bei­spiel: Für Doxy­cy­clin (wirkt gegen Bor­re­lio­se und Lun­gen­ent­zün­dung und der­zeit immer wie­der knapp) ist Chi­na der mit Abstand größ­te Wirk­stoff-Lie­fe­rant.

2. Die Ver­sor­gungs­si­cher­heit wackel­te bereit

Die mas­si­ve Abhän­gig­keit von Chi­na erhöht das Risi­ko von teils dra­ma­ti­schen Eng­päs­sen. Ein Bei­spiel aus der Ver­gan­gen­heit: Als 2016 eine chi­ne­si­sche Fabrik für das Reser­ve­an­ti­bio­ti­kum Pip­Taz (wirgt gegen Blut­ver­gif­tung, Lun­gen­ent­zün­dung) explo­dier­te, fie­len 70 Pro­zent der Lie­fe­run­gen weg.

Das brach­te auch in Deutsch­land Patient:innen in Gefahr. Evi­denz­ba­sier­te Behand­lungs­op­tio­nen für Ärzt:innen waren eingeschränkt.

3. Die Knapp­heit bei Kin­der-Anti­bio­ti­ka hat medi­zi­ni­sche Folgen

Anti­bio­ti­ka-Säf­te für Kin­der sind laut BfArM seit 2023 knapp. In der Erkäl­tungs­sai­son muss­ten Kinderärzt:innen des­halb immer wie­der zum medi­zi­nisch zweit­bes­ten Anti­bio­ti­kum grei­fen. Anti­bio­ti­ka sind aber unter­ein­an­der nicht gut aus­tausch­bar. Ein Mit­tel zwei­ter Wahl kann zu Resis­ten­zen füh­ren und die Wirk­sam­keit wei­te­rer Anti­bio­ti­ka beeinträchtigen.

Im Win­ter 2022 wur­den Kin­der zur intra­ve­nö­sen Behand­lung ins Kran­ken­haus geschickt, weil ein Anti­bio­ti­kum für die ambu­lan­te Ver­sor­gung nicht ver­füg­bar war.

4. Die Pro­duk­ti­on von Cent-Arti­keln ist oft nicht mehr wirtschaftlich

Die Her­stel­lung von Anti­bio­ti­ka ist so auf­wän­dig, dass sie sich ange­sichts der nied­ri­gen Prei­se oft nicht mehr lohnt. Für eine Packung Doxy­cy­clin etwa erhält der Her­stel­ler 42 Cent – und dar­auf muss er noch­mal Rabat­te gewähren.

Die Fol­ge: Her­stel­ler redu­zie­ren Kapa­zi­tä­ten oder stei­gen ganz aus. Bei Doxy­cy­clin ist die Zahl euro­päi­scher Her­stel­ler im letz­ten Jahr von vier auf zwei gefal­len. Es waren ein­mal 20 Anbie­ter im Markt.

5. Jetzt gilt es, euro­päi­sche Wer­ke zu stärken

Gut ist: Es gibt noch Wer­ke in Euro­pa, die Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe für euro­päi­sche Patient:innen her­stel­len (z.B. im öster­rei­chi­schen Kundl oder im por­tu­gie­si­schen Labes­fal (LINK)). Und genau die gilt es jetzt zu stär­ken und aus­zu­bau­en oder gar neue zu errichten. 

Dafür braucht es Anrei­ze für die Unter­neh­men und poli­ti­schen Wil­len. Ers­te­res fehlt kom­plett – und das zwei­te ist schwer erkennbar.

14.11.2024

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Die­se Fabrik in Por­tu­gal pro­du­ziert Reser­ve-Anti­bio­ti­ka. Nim­mer­mü­de behaup­tet sie sich gegen die Kon­kur­renz aus Fern­ost. Eine Blau­pau­se für mehr Unabhängigkeit?

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