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Weg vom “Haupt­sa­che billig”-Prinzip!

Exper­ten dis­ku­tier­ten, wie Lie­fer­ket­ten bei Arz­nei­mit­teln wie­der sta­bi­ler wer­den können

  • Covid-19 hat Schwä­chen glo­ba­ler Lie­fer­ket­ten offen gelegt
  • Maß­nah­men für mehr Resi­li­enz sind nötig, ver­ur­sa­chen aber Kosten
  • Kas­sen müs­sen mehr Ver­sor­ungs­si­cher­heit auch honorieren

(Ber­lin) Beim digi­ta­len Früh­jahrs­talk am 22.4.2021 von Pro Gene­ri­ka hat Geschäfts­füh­rer Bork Brett­hau­er auf die Schwach­stel­len glo­ba­ler Lie­fer­ket­ten hin­ge­wie­sen. „Als in der ers­ten Wel­le der Pan­de­mie die Arz­nei­mit­tel auf den Inten­siv­sta­tio­nen knapp wur­den, wur­de vie­len erst klar, wie schnell unse­re Ver­sor­gung ins Wan­ken gera­ten kann. Wir brau­chen sta­bi­le­re Lie­fer­ket­ten, Ver­sor­gungs­si­cher­heit muss uns mehr wert sein. Das heißt: weg vom Haupt­sa­che-bil­lig-Prin­zip bei Generika.“

Eine zwei­te Wirk­stoff­quel­le als Zulie­fe­rer, ver­schie­de­ne Ursprungs­län­der der Roh- und Hilfs­stof­fe, eine wei­te­re Pro­duk­ti­ons­stät­te – all das sei­en Maß­nah­men, die die Ver­sor­gung sta­bi­ler machen, betriebs­wirt­schaft­lich aber im der­zei­ten Erstat­tungs­sys­tem für Gene­ri­ka wenig Sinn erge­ben. So führ­te es  Lie­fer­ket­ten-Exper­te Dr. Mar­tin Schwarz (Sar­ti­con) bei der Ver­an­stal­tung aus.

Chris­toph Stol­ler (Gene­ral Mana­ger Teva Deutsch­land) wies dar­auf hin, dass Gene­ri­ka-Unter­neh­men in der Pan­de­mie die Grund­ver­sor­gung auf eige­nes Risi­ko und auf eige­ne Kos­ten gesi­chert hät­ten: „Wir haben die Pro­duk­ti­on erhöht, Fracht­we­ge ver­än­dert, sogar Fah­rer aus der Ren­te geholt. Der Ver­sor­gungss­eng­pass blieb aus. Aber es war knapp und darf kei­ne Blau­pau­se sein für die Nach-Kri­sen­zeit. Die Lage ist so: Maß­nah­men für mehr Lie­fer­si­cher­heit ver­ur­sa­chen Extra-Kos­ten. Aber wer des­halb den Preis erhöht, hat in Aus­schrei­bun­gen kei­ne Chance.“

Dr. André Bred­de­mann (Abtei­lungs­lei­ter Arz­nei­mit­tel, BAR­MER) mach­te deut­lich, dass sei­ne Kran­ken­kas­se das Pro­blem erkannt hat: „Lie­fer­ket­ten sind nur so stark wie ihr schwächs­tes Glied. Resi­li­enz muss zukünf­tig ver­stärkt in den Fokus unse­rer Beschaf­fungs­vor­gän­ge gerückt wer­den, Nach­hal­tig­keit zum Wett­be­werbs­vor­teil wer­den.“ Bred­de­mann ver­wies auf sei­nen Lie­fe­ran­ten­ko­dex, der ethi­sche, öko­lo­gi­sche und wirt­schaft­li­che Grund­prin­zi­pi­en fest­ge­schrie­ben habe.

Micha­el Henn­rich, MdB (CDU) sah auch die Poli­tik in der Ver­ant­wor­tung. „Es wird sich etwas ver­än­dern. Poli­tik wird es sich nicht erlau­ben kön­nen, noch ein­mal in eine Kri­sen­si­tua­ti­on zu kom­men.“ Geklärt wer­den müs­se, was der Gesetz­ge­ber tun kön­ne und was der Markt regu­lie­re. „Kri­te­ri­en für mehr Lie­fer­si­cher­heit müs­sen in die Ver­trä­ge. Den Rah­men gibt der Gesetz­ge­ber vor.“ 

Für Kor­du­la Schulz-Asche, MdB (Bünd­nis 90/ GRÜ­NE) braucht es eine gesamt­eu­ro­päi­sche Lösung – und Soli­da­ri­tät mit dem glo­ba­len Süden. „Wir müs­sen die Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung resi­li­en­ter machen, in dem wir Kräf­te euro­pa­weit bün­deln. Dafür sind auch Prei­se nötig, die euro­päi­sche Pro­duk­ti­on wie­der ermöglichen.“ 

PM vom 23.04.2021