Weil sie immer noch Cent-Artikel sind
- Menschen mit sexuell übertragbaren Krankheiten oder Borreliose leiden unter dem Engpass bei Doxycyclin
- Eine Ursache ist der absurd niedrige Preis von 42 Cent pro 10er-Packung
- Kurz vor dem Start der Erkältungssaison sind immer noch viele Antibiotika so billig, dass ihre Versorgung wacklig ist
Doxycyclin ist ein Antibiotikum, das bei sexuell übertragbaren Krankheiten hilft. Auch gegen Borreliose und Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündung oder Bronchitis kommt es zum Einsatz. Derzeit ist es knapp – und bis auf weiteres nicht zu bekommen.
Hintergrund sind ruinöse Rahmenbedingungen
Für Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika, kommt der Engpass nicht überraschend: „Wieder mal fehlt ein Antibiotikum in der Apotheke, weil die Rahmenbedingungen ruinös sind. Lebensrettende Medikamente sind zu Cent-Artikeln geworden, für die es nur noch wenige Hersteller gibt – und die infolgedessen immer wieder knapp werden.“
Eine Packung Doxycyclin kostet 42 Cent
So bringt die 10er-Packung Doxycyclin einem Hersteller nur 42 Cent ein – und darauf muss er in den Rabattverträgen noch Nachlässe gewähren. Dass so ein Geschäft kaum mehr wirtschaftlich zu betreiben ist, zeigt die Anzahl der Hersteller. So waren es vor Jahren mal 20 Unternehmen, die Doxycyclin herstellten – heute sind es nur noch zwei.
Trotz des ALBVVG sind Antibiotika-Preise im Keller
Auch andere Antibiotika, bei denen es in der Vergangenheit teils gravierende Versorgungsengpässe gab, kennzeichnet ein dramatisch niedriges Preisniveau. So erhalten Hersteller für die 10er-Packung Cotrimoxazol (rettet Leben bei Lungenentzündungen in Folge einer HIV-Infektion) nur 70 Cent. Und für Penicillin V, das gegen eitrige Mandelentzündungen verschrieben wird, gibt es 71 Cent.
Bretthauer: „10 lebensrettende Antibiotika-Tabletten sind günstiger als 10 Kaugummis. Daran hat auch das Lieferengpass-Gesetz ALBVVG nichts geändert. Derzeit bekommen die Engpässe vor allem Menschen mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu spüren. Halten Sie an, können sie in der bald beginnenden Erkältungssaison auch noch wesentlich mehr Menschen treffen.“
29.8.2024
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