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Gegen Eng­päs­se: Her­stel­ler sagen, was die neue Regie­rung tun kann

Im Kampf gegen Eng­päs­se bei Arz­nei­mit­teln scheint guter Rat teu­er. Dabei ist er das gar nicht! Zwar gibt es Versorgungssicherheit

nicht umsonst. Aber wenn die neue Bun­des­re­gie­rung an den rich­ti­gen Schrau­ben dreht, wird sie bald schon Effek­te sehen.

Fünf Gene­ri­ka- und Bio­si­mi­lar-Chefs sagen…

… wie Lie­fer­ket­ten wie­der sta­bi­ler werden

Andre­as Burk­hardt, Geschäfts­füh­rer Teva Deutsch­land. Teva pro­du­ziert am Stand­ort Ulm jähr­lich rund 150 Mil­lio­nen Packun­gen Arz­nei­mit­tel für den deut­schen Markt u.a. für die Mar­ken ratio­ph­arm, Teva und AbZ Pharma.

Alle wol­len ein Ende der Eng­päs­se – aber dafür brau­chen wir resi­li­en­te­re Lie­fer­ket­ten. Und genau die sind für die Prei­se, die wir aktu­ell erzie­len kön­nen, nicht zu haben. Kran­ken­kas­sen bezah­len zum Teil so wenig, dass sich die Her­stel­lung für uns über­haupt nicht mehr lohnt. Die Lösung liegt doch auf der Hand: Die Prei­se für knap­pe Arz­nei­mit­tel müs­sen so gestal­tet sein, dass die Unter­neh­men wie­der resi­li­en­te Lie­fer­ket­ten garan­tie­ren und eine sta­bi­le Ver­sor­gung sichern können.

…wie mehr Pro­duk­ti­on in Euro­pa gelin­gen kann 

Tho­mas Weigold, Coun­try Pre­si­dent San­doz Deutsch­land. Sein Unter­neh­men hat vier Her­stel­lungs­stät­ten in Deutsch­land und eines der letz­ten Anti­bio­ti­ka-Wer­ke Euro­pas in Österreich.

Mehr Unab­hän­gig­keit von Asi­en ist seit Jah­ren erklär­tes Ziel der Poli­tik. Aber eine Rück­ho­lung der Indus­trie ist kom­plex und teu­er. Die gute Nach­richt ist: Es gibt noch Her­stel­ler in Euro­pa. Und das sind gar nicht mal so weni­ge. War­um fragt die­se nie­mand, was sie für mehr Pro­duk­ti­on brau­chen und sorgt dafür, dass hei­mi­sche Pro­duk­ti­on in den Aus­schrei­bun­gen wie­der zum Wett­be­werbs­vor­teil wird? So stärkt man den Stand­ort, min­dert die Abhän­gig­keit — und sichert die Ver­sor­gung mit lebens­wich­ti­gen Medikamenten.

…wie sich ein Eng­pass-Tsu­na­mi auf­grund eines Euro­pa-Geset­zes ver­hin­dern lässt.

Josip Mestro­vic, Geschäfts­füh­rer Zen­ti­va Deutsch­land und Schweiz. Sein Unter­neh­men pro­du­ziert jähr­lich über 100 Mil­lio­nen Packun­gen für den deut­schen Markt – die aller­meis­ten davon in Europa.

Damit Arz­nei­mit­tel­rück­stän­de aus dem Abwas­ser gefil­tert wer­den kön­nen, müs­sen die Klär­wer­ke aus­ge­baut wer­den. Aber die Lösung, dass haupt­säch­lich die Gene­ri­ka-Her­stel­ler dafür auf­kom­men sol­len, funk­tio­niert nicht. Da wir die Prei­se nicht erhö­hen kön­nen, wer­den wir Pro­duk­te vom Markt neh­men müs­sen. Und das sind auch Dia­be­tes- oder Krebs­mit­tel. Eng­päs­se dür­fen nicht der Preis für sau­be­res Was­ser sein. Des­halb müs­sen neue Ideen zur Finan­zie­rung her!

…wie das ALBVVG bes­ser wir­ken kann

Mela­nia Pahor, Geschäfts­füh­re­rin von ALI­UD Deutsch­land in Lai­chin­gen. Ihr Unter­neh­men ist die Gene­ri­ka-Spar­te der STA­DA Arz­nei­mit­tel AG.

Melania Pahor, Aliud

Bis­lang hat sich das ALBVVG kaum posi­tiv aus­ge­wirkt — in eini­gen Fäl­len hat es das Pro­blem der Ver­sor­gungs­knapp­heit sogar noch ver­schärft. Denn die Ver­pflich­tung, immer einen 6‑Mo­nats-Vor­rat jedes Medi­ka­ments vor­rä­tig zu hal­ten, zwingt die Unter­neh­men zu schwie­ri­gen Ent­schei­dun­gen dar­über, ob sie sich an Aus­schrei­bun­gen betei­li­gen kön­nen oder nicht. Wir brau­chen fle­xi­ble­re Rege­lun­gen – auch bei der Vor­rats­hal­tung. Nur so kön­nen wir die Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung wie­der stärken.

…wie sich Eng­päs­se bei Bio­si­mi­lars ver­mei­den lassen

Wal­ter Röh­rer, Asso­cia­te Direc­tor Mar­ket Access bei Bio­gen. Sei­ne Fir­ma hat vier Bio­si­mi­lars für 15 Indi­ka­tio­nen im Portfolio.

Die Bio­si­mi­lar-Bran­che befin­det sich der­zeit im Auf­wind. Das bringt mas­si­ve Ein­spa­run­gen für das Gesund­heits­we­sen. Schließ­lich spart es bares Geld, wenn statt des Ori­gi­nals ein Bio­si­mi­lar ver­schrie­ben wird. Die Idee – von der Poli­tik seit Jah­ren ver­folgt – den Kos­ten­druck auf Bio­si­mi­lars zu erhö­hen, kon­ter­ka­riert das. Eng­päs­se wie bei Gene­ri­ka könn­ten die Fol­ge sein – und die Abwan­de­rung der Indus­trie. Es wäre nicht klug, die­sen kurz­sich­ti­gen Feh­ler zum zwei­ten Mal zu machen.

Das for­dert Pro Gene­ri­ka zur Bun­des­tags­wahl 2025

Wie­so es jetzt eine Stra­te­gie für Gene­ri­ka braucht und wel­che Maß­nah­men wirk­lich zu einer sta­bi­len Grund­ver­sor­gung füh­ren — das lesen Sie hier. 

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