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Anti­bio­ti­ka: So abhän­gig sind wir von China

Der Groß­teil der Anti­bio­ti­ka kommt aus Chi­na. Die­se Heat­map zeigt, wo die Her­stel­ler sit­zen, die Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe für Euro­pa produzieren. 

Deut­lich wird: Die Abhän­gig­keit des euro­päi­schen Markts bei die­sen lebens­ret­ten­den Arz­nei­mit­teln ist rie­sig – und das hat gewal­ti­ge Konsequenzen.

Die­se Heat­map zeigt, wie sich die Her­stel­lungs­stät­ten von Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fen für Euro­pa über den Glo­bus verteilen

Quel­le: QYO­BO für Pro Gene­ri­ka, die Lis­te der Her­stel­lungs­stät­ten fin­den Sie hier.

Die­se fünf Din­ge soll­ten Sie wissen

Gefähr­li­che Abhän­gig­keit von China

Das Gros unse­rer Anti­bio­ti­ka-Wirk­stof­fe kommt aus Chi­na. Bri­sant dar­an: Kommt es etwa zum chi­ne­si­schen Angriff auf Tai­wan oder zum Han­dels­krieg mit Chi­na, könn­ten die­se Lie­fe­run­gen weg­fal­len. Euro­pa stün­de ohne lebens­wich­ti­ge Medi­ka­men­te da. Ach­tung: Für Doxy­cy­clin (wirkt gegen Bor­re­lio­se und Lun­gen­ent­zün­dung und ist der­zeit immer wie­der knapp) ist Chi­na der mit Abstand größ­te Wirkstoff-Lieferant.

Die Ver­sor­gungs­si­cher­heit wackelt 

Die mas­si­ve Abhän­gig­keit von Chi­na erhöht das Risi­ko von teils dra­ma­ti­schen Eng­päs­sen. Ein Bei­spiel aus der Ver­gan­gen­heit: Als 2016 eine chi­ne­si­sche Fabrik für das Reser­ve­an­ti­bio­ti­kum Pip­Taz (Blut­ver­gif­tung, Lun­gen­ent­zün­dung) explo­dier­te, fie­len 70 Pro­zent der Lie­fe­run­gen weg. Das brach­te auch in Deutsch­land Patient:innen in Gefahr.

Eng­päs­se bei Kin­der-Anti­bio­ti­ka immer häufiger 

Anti­bio­ti­ka-Säf­te für Kin­der sind laut BfArM seit 2023 knapp. In der Erkäl­tungs­sai­son muss­ten Kinderärzt:innen des­halb immer wie­der zu einem ande­ren Anti­bio­ti­kum grei­fen, als medi­zi­nisch sinn­voll. Anti­bio­ti­ka aber sind unter­ein­an­der nicht gut aus­tausch­bar. Ein Mit­tel zwei­ter Wahl kann zu Resis­ten­zen füh­ren und die Wirk­sam­keit wei­te­rer Mit­tel beein­träch­ti­gen. Im Win­ter 2022 wur­den gar Kin­der im Kran­ken­haus zur intra­ve­nö­sen Behand­lung ins Kran­ken­haus geschickt, weil ein Anti­bio­ti­kum für die ambu­lan­te Ver­sor­gung nicht ver­füg­bar war.

Pro­duk­ti­on von Cent-Arti­keln oft nicht mehr wirtschaftlich 

Die Pro­duk­ti­on von Anti­bio­ti­ka ist so auf­wän­dig, dass sie sich ange­sichts der nied­ri­gen Prei­se oft nicht mehr lohnt. Für eine Packung Doxy­cly­cin etwa erhält der Her­stel­ler 42 Cent – minus Rabat­te. Die Fol­ge: Her­stel­ler redu­zie­ren Kapa­zi­tä­ten oder stei­gen ganz aus. Bei Doxy­cly­cin  ist die Zahl euro­päi­scher Her­stel­ler im letz­ten Jahr von vier auf zwei gefallen.

Euro­päi­sche Wer­ke stärken 

Gut ist: Es gibt noch Wer­ke, die Anti­bio­ti­ka für euro­päi­sche Patient:innen her­stel­len (z.B. im öster­rei­chi­schen Kundl oder im por­tu­gie­si­schen Labes­fal). Und genau die gilt es jetzt zu stär­ken und aus­zu­bau­en . Dafür braucht es Anrei­ze für die Unter­neh­men und poli­schen Wil­len. Ers­te­res fehlt kom­plett – und das zwei­te ist schwer erkennbar.

Wie bli­cken Sie auf die Ver­sor­gung mit Anti­bio­ti­ka, Frau Holzgrabe?

Prof. Ulri­ke Holz­gra­be, Insti­tut für Phar­ma­zie und Lebens­mit­tel­che­mie der Uni­ver­si­tät Würzburg

Weil Anti­bio­ti­ka immer bil­li­ger wer­den soll­ten, sind immer mehr euro­päi­sche Her­stel­ler aus­ge­stie­gen. Die Pro­duk­ti­on hat sich somit Rich­tung Chi­na ver­scho­ben. Die Fol­ge sind eine gefähr­li­che Abhän­gig­keit und – weil die gesam­te Pro­duk­ti­on auf Kan­te genäht ist – immer wie­der Engpässe.

Die Situa­ti­on ist bereits jetzt ange­spannt. Aber ich mag mir nicht vor­stel­len, was pas­siert, wenn die Span­nun­gen mit Chi­na in der Zukunft zunehmen.

Die­se drei Anti­bio­ti­ka kom­men meis­tens nicht aus Europa

Stand: Novem­ber 2024

Lebens­ret­ter am lau­fen­den Band 

Eine Fabrik im Her­zen Por­tu­gals pro­du­ziert Reser­ve-Anti­bio­ti­ka für Kran­ken­haus-Not­fäl­le. Nim­mer­mü­de und super-effi­zi­ent behaup­tet sie sich gegen die Kon­kur­renz aus Fern­ost. Eine Blau­pau­se für mehr Unabhängigkeit?

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