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Bun­des­tags­wahl 2025: Schluss mit Eng­päs­sen bei lebens­wich­ti­gen Medikamenten

Down­load: Pro Gene­ri­ka-Posi­ti­ons­pa­pier zur Bun­des­tags­wahl 2025

Gene­ri­ka sind das Fun­da­ment unse­rer Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung. Von fünf Prä­pa­ra­ten, die Ärzt:innen ver­schrei­ben, sind vier gene­risch. Ob zur Behand­lung von Blut­hoch­druck, Dia­be­tes oder Krebs – bei sämt­li­chen Volks­krank­hei­ten wer­den zual­ler­erst Nach­ah­mer­prä­pa­ra­te ein­ge­setzt und machen Men­schen gesund. Trotz des hohen Versorgungs­anteils von 80 Pro­zent ent­fällt bloß ein Bruch­teil der Kos­ten auf Gene­ri­ka. Ledig­lich knapp acht Pro­zent der Arz­nei­mit­tel-Aus­ga­ben lan­den bei den Gene­ri­ka-Unter­neh­men. Ten­denz: sinkend.

Seit Jah­ren steigt der Gene­ri­ka-Anteil an der Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung, wäh­rend ihr Anteil an den Kos­ten immer wei­ter sinkt.

Seit über zehn Jah­ren wer­den immer wie­der Medi­ka­men­te knapp. Ob Anti­bio­ti­ka für Kin­der, das Brust­krebs­mit­tel Tam­oxi­fen oder Asth­ma-Sprays mit Sal­bu­t­amol – Lie­fer­eng­päs­se neh­men zu und wach­sen sich immer öfter zu Ver­sor­gungs­eng­päs­sen aus.

Die Knapp­heit ist eine Fol­ge des Kos­ten­drucks: Eine Über­re­gu­lie­rung („Über­öko­no­mi­sie­rung“) des Mark­tes und die hyper­kom­ple­xen Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen diver­sen Preisdämpfungsinstrumenten

haben dazu geführt, dass das durch­schnitt­li­che Gene­ri­kum nur noch 6 Cent pro Tages­do­sis kos­tet. Immer weni­ger Her­stel­ler kön­nen für die­sen Preis noch wirt­schaft­lich pro­du­zie­ren, immer mehr stei­gen aus der Ver­sor­gung aus.

Gleich­zei­tig ist der über­wie­gen­de Teil der Wirk­stoff­pro­duk­ti­on aus Kos­ten­grün­den nach Chi­na abge­wan­dert. Und so kommt es immer wie­der dazu, dass lebens wich­ti­ge Arz­nei­mit­tel nicht lie­fer­bar sind.

Es braucht eine Stra­te­gie für die Grundversorgung

Die Ampel-Regie­rung hat reagiert, doch weder die Phar­ma­stra­te­gie noch das Lie­fer­eng­pass-Gesetz ALBVVG haben die Ver­sor­gungs­si­cher­heit bei Arz­nei­mit­teln verbessert.

Des­halb braucht es jetzt eine Stra­te­gie für Gene­ri­ka. Sie muss Maß­nah­men aus den Berei­chen der Gesundheits‑, Wirt­schafts- und Umwelt­po­li­tik bün­deln und die Grund­ver­sor­gung so auf sta­bi­le­re Füße stellen.

Lie­fer­eng­päs­se sind eine Fol­ge des Kos­ten­drucks auf Gene­ri­ka. Die Poli­tik hat mit ihrem Wunsch nach Ein­spa­run­gen ein Sys­tem aus Preis­sen­kungs­me­cha­nis­men geschaf­fen, in dem Unter­neh­men nur eine Chan­ce auf dem Markt haben, wenn sie sich gegen­sei­tig unter­bie­ten.

Der Preis für Gene­ri­ka wur­de in den Kel­ler gedrückt. Eine durch­schnitt­li­che Tages­do­sis kos­tet nur noch 6 Cent. Dies gefähr­det die Versorgungssicherheit.

Denn: Inves­tie­ren Unter­neh­men in resi­li­en­te­re Lie­fer­ket­ten oder in Pro­duk­ti­ons­er­wei­te­run­gen, haben sie höhe­re Her­stell­kos­ten – und sind damit im Unter­bie­tungs Wett­be­werb chan­cen­los. Das muss sich ändern: Alle Regeln der Preis­bil­dung und der Erstat­tung für Gene­ri­ka müs­sen Anrei­ze set­zen für Inves­ti­tio­nen in mehr Resi­li­enz, den Aus­bau von Pro­duk­ti­on und mehr Versorgungssicherheit.

Wegen des mas­si­ven Kos­ten­drucks auf Gene­ri­ka wird das Gros der Wirk­stof­fe in Asi­en ein­ge­kauft. Das hat zu einer gefähr­li­chen Abhän­gig­keit von Chi­na geführt. Die­se bezieht sich auch auf lebens­wich­ti­ge Arz­nei­mit­tel wie Anti­bio­ti­ka.

Seit Jah­ren wird in der Poli­tik die Fra­ge dis­ku­tiert, ob die Wirk­stoff- bzw. Arz­nei­mit­tel­pro­duk­ti­on zurück ver­la­gert wer­den soll. Zwar ist dies nicht rea­lis­tisch – wohl aber kann die Abhän­gig­keit von Chi­na redu­ziert wer­den, indem noch vor­han­de­ne Pro­duk­ti­ons­an­la­gen in Euro­pa erhal­ten und aus­ge­baut werden. 

In der nächs­ten Legis­la­tur­pe­ri­ode müs­sen daher die Wei­chen für geziel­te Inves­ti­ti­ons­zu­schüs­se für Vor-Ort-Unter­neh­men und für aus­kömm­li­che Prei­se gestellt wer­den. Dies muss zuvör­derst für Arz­nei­mit­tel gel­ten, die beson­ders ver­sor­gungs­kri­tisch sind.

Neben dem Ver­bot von PFAS und von F‑Gasen (Asth­ma-Dosier­spray) ist zum Ende der ver­gan­ge­nen Legis­la­tur­pe­ri­ode auf EU-Ebe­ne eine Rege­lung ver­ab­schie­det wor­den, die die Gene­ri­ka-Her­stel­ler beson­ders stark belas­tet. Die soge­nann­te „Urban Was­te Water Tre­at­ment Direc­ti­ve“ (UWWTD) regelt die Finan­zie­rung der „vier­ten Reinigungs­stufe“ in Klär­wer­ken, mit der Spu­ren­stof­fe aus dem Abwas­ser gefil­tert wer­den sol­len. Sie wird in der jet­zi­gen Form die Ver­sor­gungs­si­cher­heit mas­siv schwächen.

Denn: Die­se Maß­nah­me soll – obwohl es ver­schie­de­ne Ver­ur­sa­cher die­ser Spu­ren­stof­fe gibt – mehr­heit­lich von der Gene­ri­ka-Bran­che finan­ziert wer­den. Die Kos­ten dafür­a­ber über­stei­gen die Umsät­ze der Gene­ri­ka-Indus­trie um ein Viel­fa­ches. Laut Schät­zun­gen des Ver­ban­des kom­mu­na­ler­Un­ter­neh­men (VKU) wird der Aus­bau der Klär­wer­ke in Deutsch­land rund neun Mil­li­ar­den Euro kos­ten.

Dazu kom­men jähr­li­che Betriebs­kos­ten von rund einer Mil­li­ar­de Euro. Bedenkt man, dass die gesam­te gene­ri­sche Indus­trie nur 2,4 Mil­li­ar­den Euro pro Jahr mit rezept­pflich­ti­gen Arz­nei­mit­teln in den Apo­the­ken umsetzt, wird die Dimen­si­on des Pro­blems deutlich.

Die Kon­se­quenz die­ser umwelt­po­li­ti­schen Maß­nah­me, die ohne Rück­sicht auf gesund­heits­po­li­ti­sche Fol­gen getrof­fen wur­de, wird ein Tsu­na­mi von Eng­päs­sen sein. Weil sie ihre Mehr­kos­ten nicht auf ihre Prei­se drauf­schla­gen kön­nen, wer­den Her­stel­ler Arz­nei­mit­tel vom Markt neh­men müs­sen. Dann feh­len Krebs­mit­tel, Dia­be­tes-Medi­ka­men­te, Anti­bio­ti­ka und mit­hin Arz­nei­mit­tel, die vie­le Patient:innen drin­gend benö­tigt wer­den. Eine Lösung des Pro­blems kann es nur geben, wenn Umwelt- und Gesund­heits­po­li­tik zusam­men gedacht werden.

Bio­si­mi­lars dür­fen nicht Gene­ri­ka 2.0 werden

Trotz der Erfah­run­gen mit den Ver­sor­gungs­eng­päs­sen bei Gene­ri­ka droht die Gesund­heits­po­li­tik bei den Bio­si­mi­lars – also den Nach­ah­mer­pro­duk­ten ehe­mals patent­ge­schütz­ter Bio­phar­ma­zeu­ti­ka – die­sel­ben Feh­ler zu wie­der­ho­len.

Denn die soge­nann­te auto­ma­ti­sche Sub­sti­tu­ti­on von Bio­si­mi­lars hat bereits für einen beson­ders kri­ti­schen Bereich der Bio­si­mi­lars (z. B. zur Krebs­be­hand­lung) den Weg zu exklu­si­ven Rabatt­ver­trä­gen (= Unterbietungs-Wettbewerb) 

geeb­net – und wird abseh­bar damit zu einem mas­siv stei­gen­den Kos­ten­druck auf Bio­si­mi­lars führen.

Nach der dahin­ter­ste­hen­den Logik sol­len Bio­si­mi­lars de fac­to wie Gene­ri­ka behan­delt wer­den – mit wohl fata­len Fol­gen für die Her­stel­ler­viel­falt, denn Bio­si­mi­lars sind hoch­kom­plex und nur mit Hil­fe moderns­ter Bio­tech­no­lo­gie her­zu­stel­len.  Infol­ge­des­sen gibt es für die meis­ten Bio­si­mi­lars ohne­hin nur eine Hand­voll Hersteller.

Ein Jahr ALBVVG – eine Bilanz

Das Anti-Eng­pass-Gesetz ALBVVG soll­te neue Anrei­ze für Anti­bio­ti­ka-Her­stel­ler bie­ten. Das war im Som­mer 2023. Ist der Plan auf­ge­gan­gen? Eine Bilanz.

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War­um es die auto­ma­ti­sche Sub­sti­tu­ti­on nicht braucht

Kei­nen Nut­zen, hohe Risi­ken: Mehr Ein­spa­run­gen sind bei Bio­si­mi­lars nur auf Kos­ten der Ver­sor­gungs­si­cher­heit zu haben.

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